Fast das ganze Jahr über sind wir mit Balkenmäher und Motorsense im Einsatz. Aber warum eigentlich? Warum überlassen wir die Naturschutzgebiete nicht sich selbst?!
Die Landschaft am Bodensee ist keine reine Naturlandschaft. Vielmehr sind die Schutzgebiete Lebensräume aus Menschenhand - entstanden durch eine lange Tradition der extensiven landwirtschaftlichen Nutzung.
Die artenreichen Streuwiesen am Bodenseeufer wurden traditionell im Winter gemäht, denn dann war der Pegel des Bodensees niedrig genug dafür. Das trockene Schnittgut wurde früher sehr gerne zum Einstreuen von Viehställen genutzt. Daher kommt auch der Name "Streuwiese".
Durch diese Mahd entstand eine artenreiche Vegetation, in der sich auch konkurrenzschwache Arten wie zum Beispiel Orchideen und Enziane etablieren konnten.
Ende der 1960er Jahre kam es in der Landwirtschaft zu tiefgreifenden Veränderungen. Die Stallhaltung der Tiere änderte sich - das Vieh wurde auf Spaltenböden gestellt und Einstreu somit überflüssig. Somit gerieten die ehemals sehr begehrten Streuwiesen in Vergessenheit. Nach und nach wuchsen die offenen Wiesen mit Sträuchern wie Faulbaum, Grauweide, Hartriegel, Schneeball oder Kreuzdorn zu. Viele seltene Pflanzen- und Tierarten waren dadurch in ihrem hiesigen Bestand gefährdet.
Seit Ende der 1970er übernahm deshalb der NABU die landschaftspflegerischen Arbeiten zusammen mit Forstamt Konstanz. Heute hält der NABU die Wiesen in enger Kooperation mit Landwirten, dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) und der Naturschutzverwaltung offen um die beachtliche Artenvielfalt, die es hier noch gibt, zu erhalten.
Neophyten sind Pflanzen, die erst seit der Entdeckung Amerikas (1492) eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden und in der Folge verwildert sind.
Wortwörtlich übersetzt bedeutet Neophyt neue Pflanze. In der Pflanzenwelt ist das eigentlich nichts Ungewöhnliches - seit der Eiszeit sind zahlreiche Pflanzen nach Mitteleuropa eingewandert oder wurden schon damals (unbewusst) durch den Mensch mitgebracht.
Manche Neophytenarten können sich jedoch invasiv verhalten - also so stark vermehren, dass sie die heimische Vegetation bedrohen. In unseren Schutzgieten gehen wir deshalb mit Balkenmäher und Freischneider gegen Goldrute (Solidago canadensis, S. gigantea S. graminifolia) und Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) vor, um die kostbare Pflanzenvielfalt zu bewahren.
Sie möchten noch mehr über unsere Arbeit in der Landschaftspflege erfahren? Dann kommen Sie auf eine unserer Exkursionen oder packen bei der öffentlichen Riedpflege selbst mit an!