Baumeister Biber im Wollmatinger Ried

Hinten Ente - vorne Murmeltier


Das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried-Untersee-Gnadensee ist weithin als Vogelparadies bekannt.  Das mit dem Europadiplom ausgezeichnete Gebiet bietet aber auch anderen Tierarten hervorragenden Lebensraum. So kann man zum Beispiel seit dem Frühjahr 2005 die Rückkehr der Biber beobachten. Publikumswirksam zeigte sich der ersten neben einem öffentlich zugänglichen Spazierweg. Vermutlich war er aus der nahen Schweiz über den Seerhein eingewandert, wo der Biber bereits in den 1980er-Jahren wieder angesiedelt wurde. Seitdem hat sich der Bestand der Biber regelmäßig vergrößert.

Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt

Biber im Wollmatinger Ried - Foto: NABU/M. Schneider-Jacoby
Biber im Wollmatinger Ried - Foto: NABU/M. Schneider-Jacoby
Fraßspuren vom Biber - Foto:NABU/Ronja Ratzbor
Fraßspuren vom Biber - Foto:NABU/Ronja Ratzbor

Der Biber ist nach dem Wasserschwein das zweitgrößte Nagetier der Welt. Kein heimisches Tier hat so viel Einfluss auf unsere Feuchtgebiete wie der Biber – nicht umsonst wird er auch „tierischer Landschaftsarchitekt“ genannt. Durch seine Biberdämme, die er baut, um den Eingang zu seiner Biberburg dauerhaft unter Wasser zu setzen, verändert er den Wasserhaushalt von Wäldern und Offenland rund um sein Revier. Dadurch schafft er seltengewordene Habitate für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

 

Der nachtaktive Biber ist optimal an das Leben im und rund um das Wasser angepasst. 23000 Haare auf jedem Quadratzentimeter Haut schützen ihn auch im Winter vor Kälte. Im Vergleich dazu: Der Mensch hat durchschnittlich gerade einmal 200-300 Haare pro Quadratzentimeter auf dem Kopf.

 

Biber ernähren sich komplett vegetarisch. Anders als oft angenommen, nicht nur Gehölze!  Nein, über 160 verschiedene Gräser, Kräuter und Gehölze stehen auf ihrem Speiseplan.  Im Sommerhalbjahr verspeist der Biber hauptsächlich Gäser und Kräuter, Gehölze machen dann nur einen sehr geringen Anteil aus. Erst im Winter dreht sich das Verhältnis. Dann sind die Nagetiere gezwungen sich von Gehölzen zu ernähren.

Holz frisst der Biber nicht, der Biber fällt Bäume und an Knospen und Triebe zu gelangen. Nur sehr dünne Äste und Zweige, wird das Holz mit Rinde und etwaigen Blättern verspeist. 


Bibererfassung im Winter 2020/2021

Camillo Schlindwein und Kalle Nibbenhagen, Studierende in Rottenburg am Neckar (Forstwirtschaft, Nachhaltiges Regionalmanagement), haben im Winter 2020/2021 die Biberbestände im Wollmatinger Ried erfasst.

 

Dafür sind sie alle gewässernahen Gehölze und alle Gräben im Naturschutzgebiet abgelaufen und haben dabei alle Biberspuren aufgenommen. An vielversprechenden Orten, beispielsweise in der Nähe von frischen Spuren, einer Burg oder eines Fraßplatzes stellten sie eine Wildkamera auf. Die Bilder und Videos der Wildkameras helfen dabei, die Anzahl der Individuen pro Revier besser einschätzen zu können.

 

Insgesamt gehen sie von 5-6 Biberrevieren im Wollmatinger Ried aus. Eine beachtliche Zahl angesichts dessen, dass in einem Revier mehrere Generationen von Bibern leben können.

 

Laut ihrer Aussage, hat das Biberprojekt den Praktikanten Camillo und Kalle die Augen geöffnet. Seither schauen sie auch an anderen Orten viel gezielter nach Biberspuren und konnten so auch an vielen anderen Orten spannende Biberspuren entdecken.