Mit dem September zieht der Spätsommer ins Land - die Sonne steht schon etwas tiefer am Horizont und taucht die Landschaft in goldenes Licht. Tagsüber ist es mitunter noch hochsommerlich
warm, aber in der Nacht kann es doch schon empfindlich kühl werden. Auch in der Natur macht sich ein Wandel bemerkbar - die letzten Blüten bringen Farbtupfer in die bereits rot verfärbten
Pfeifengraswiesen. Und auch der Vogelzug ist schon in vollem Gange!
Im Herbst ist, schlagen die Herzen vieler Ornithologen und Hobby-Vogelbeobachter etwas höher. Mit dem Zug der Vögel in den Süden bietet sich nun die Gelegenheit Arten zu beobachten, die am Bodensee sonst nicht oder nur selten anzutreffen sind.
Eine Vogelgruppe betrifft das ganz besonders: Die Watvögel, auch Limikolen genannt. Ihr typisches Verhalten zur Nahrungssuche, das Waten im Flachwasser, war dabei namensgebend. Damit einher kommt auch eine typische Gestalt mit langen, dünnen Beinen und meist auch einem langen Schnabel mit dem sie im weichen Uferschlick nach Nahrung stochern.
Um die Zugstrecke zwischen den warmen Überwinterungsgebieten und ihren weiter nördlich gelegenen Brutgebieten wie beispielsweise den Tundren Skandinaviens oder küstennahen Wiesen Norddeutschlands zu überbrücken, legen sie gerne eine Rast am Bodensee ein. Durch den im Frühjahr und Herbst recht niedrigen Wasserstand liegen dabei in Flachwasserzonen große Schlickflächen frei – ein ideales Nahrungsangebot für Watvögel.
Vor allem begeistern Watvögel durch ihre Formenvielfalt. Ihr prominentester und gleichzeitig größter Vertreter am Bodensee, der Große Brachvogel, beispielsweise hat einen langen, markanten, deutlich abwärts gebogenen Schnabel. Aber auch viele andere Arten lassen sich mitunter entdecken: Kampfläufer, Alpenstrandläufer und Flussuferläufer um nur noch ein paar weitere zu nennen.
Moos:
- Radolfzeller Aachmündung vom Hafen Moos
Bodman-Ludwigshafen:
- Plattform am Infopfad der Stockacher Aachmündung
Wollmatinger Ried/Reichenauer Damm:
- Beobachtunsplattform auf der Burgruine Schopflen
Im September warten die Streuwiesen am Bodensee noch einmal mit einem bunten Spektakel auf.
Die Blüten des Lungenenzian (Gentiana pneumonathe) und Deutschen Enzian (Gentianella germanica) bringen blau-violette Farbtupfer, in die bereits rötlich verfärbten Pfeifengraswiesen während das kleine Sumpfherzblatt (Parnassia palustris) uns mit seinen weißen Blüten verzaubert.
Auch Verwandte unseres Schnittlauchs stehen nun in üppiger Blüte. Die„wilden Kollegen“ des Küchenkrauts heißen Kantiger und Wohlriechender Lauch und setzen nun im Spätsommer, wunderbare pinkfarbene und weiße Akzente im Ried.
Eine weitere Pflanzenart, die es nun noch zu entdecken gibt, ist der sogenannte Teufelsabbiss (Succisa pratensis). Die violett blühende Pflanze wird ganz gern mit Witwenblumen (Knautia) und Skabiosen (Scabiosa) verwechselt. Aber der Teufelsabbiss besitzt keine strahlenden Randblüten. Bei dieser Pflanzenart läuft der vierkantige und rauhaarige Außenkelch unterhalb der Einzelblüten an jeder Kante in einen stacheligen, spitzen Zipfel aus.
Der Name Teufelsabbiss bezeichnet die besondere Gestalt seiner Wurzel, diese stirbt allmählich unten ab und sieht dann wie „abgebissen“ aus. Der Gattungsname Succisa ist vom Lateinischen Wort succisus, das „unten abgeschnitten“ bedeutet, abgeleitet.
Aus Zorn über die Heilkraft dieser Pflanze soll der Teufel ihr die Wurzel abgebissen haben, so steht es in einer Sage. Daher rühre das Aussehen des wie abgetrennt erscheinenden Wurzelstocks.
Sie haben Lust sich auch noch einmal von der Farbenpracht der Streuwiesen verzaubern zu lassen? Dann kommen Sie mit auf eine unserer Führungen. Wir freuen uns auf Sie!
Im September blüht im Wollmatinger Ried und auf der Mettnau der tiefblaue Lungenenzian. Mit viel Glück lassen sich auch seltene Falter, die Lungenenzian-Ameisenbläulinge beobachten. Wie ihre Verwandten, die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, haben auch diese Schmetterlinge einen wirklich raffinierten Lebenszyklus:
Die Weibchen der Falter legen ihre Eier fast ausschließlich auf dem Lungenenzian ab, von dem sich auch die geschlüpften Raupen ernähren. Wenn sie groß genug sind, lassen sie sich zu Boden fallen, wo sie, ausgelöst durch chemische Lockstoffe (Pheromone) und spezielle Verhaltensweisen, von einer ganz bestimmten Ameisenart „adoptiert“ werden. Die Ameisen tragen die durch die Duftstoffe „getarnten“ Schmetterlingsraupen in ihren Bau und füttern sie wie ihre eigene Brut. Später verpuppen sich die Raupen und schlüpfen im nächsten Sommer als Falter.
Lungenenzian - Foto: NABU/O. Konopik
Lungenenzian-Ameisenbläuling - Foto: NABU/O. Konopik