Aktuelle Beobachtungstipps

Was ist los im Mai?


Sibirische Schwertlilien vor Schloss Gottlieben
Ein Meer aus den blauen Blüten der Sibirischen Schwertlilie vor Schloss Gottlieben - Foto: NABU/A. Hafen

Der Wonnemonat Mai ist für viele DER Frühlingsmonat schlechthin. Laue Temperaturen und Sonnenschein, virtuose Vogelkonzerte und bunte Blüten in der Landschaft - jetzt lohnt es sich richtig, raus in Natur zu gehen und zu schauen, was es in der Natur zu entdecken gibt. Hier gibt es eine Übersicht, was bei uns in den Schutzgebieten gerade los ist.

 

Kostbarkeiten der Streuwiese

Die Streuwiesen des Wollmatinger Rieds und der Halbinsel Mettnau beherbergen eine außerordentliche Anzahl selten gewordener Pflanzenarten. Ab Anfang Mai fangen diese Wiesen an sich in ein buntes Farbenmeer zu verwandeln. Den Startschuss machen abertausende Blüten der Mehlprimel, die den Staffelstab ab Mitte/Ende Mai an die blauen Wogen der Sibirischer Schwertlilie und  herrlich blühende Orchideen weitergeben.

Artenvielfalt aus Menschenhand

Die für den Bodenseeraum charakteristischen Streuwiesen sind keine natürlich entstandenen Lebensräume, sondern eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft. Obwohl die Wiesen durch die Nähe zum Bodensee oder zu Flüssen und kleineren Bächen im Jahresverlauf überflutet werden, versuchte der Mensch seit Jahrhunderten, diese Landschaft zu nutzen. Einmal im Winter wurden die Wiesen gemäht; eine häufigere Mahd war aufgrund des feuchten Bodens nicht möglich. Das Mahdgut wurde als Einstreu für die Viehställe genutzt - daher auch der Name "Streuwiese". Durch diese Mahd entstand eine artenreiche Vegetation, in der sich auch konkurrenzschwache Arten wie Orchideen etablieren konnten.

Auch in der Tierwelt beliebt

Doch auch die Tierwelt hat hier einiges zu bieten - mehrere andernorts stark gefährdete Insektenarten, wie die Sumpfschrecke, der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder die Sibirische Winterlibelle lassen sich in den Streuwiesen der Bodenseeregion beobachten.

Mehlprimel (Primula farinosa) - Foto: NABU/H. Werner

Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) - Foto: NABU/H. Werner

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling - Foto: NABU/H. Werner



Kuckuck und Nachtigall - allseits bekannte Solisten

Im allgemeinen Frühjahrskonzert der Vögel haben sich zweierlei Sänger einen besonderen Namen gemacht. Für war gegen Mitte April die Zeit der Rückkehr in die Brutgebiete gekommen, nachdem sie den Winter südlich der Sahara verbracht haben.

Kuck mal wer da ruft

Da ist zum einen der Kuckuck, dessen Gesang ihn für jeden Laien weithin gut erkennbar macht. Auch seine besondere Brutbiologie ist vielen bekannt: Anstatt sich selbst ins Nest zu setzen jubelt er seine Eier anderen Vogelarten unter. Einmal geschlüpft entledigt sich das Kuckucksküken seiner Stiefgeschwister indem er sie aus dem Nest schmeißt. In den Folgewochen ziehen es seine Wirtseltern dann unwissend zu einer Größe heran, die ihre eigene deutlich übersteigt. Einer seiner bevorzugten Wirte ist der Teichrohrsänger, ein unscheinbarer Singvogel und Bewohner der Schilfzonen, wo er auch sein napfförmiges Nest zwischen die Schilfstangen flicht. Kein Wunder also, dass dieser sich bei uns im Wollmatinger Ried sehr wohl fühlt und damit gleichsam auch die Kuckucke hierher zieht.

Unscheinbare Opernsängerin

Zum anderen ist da die Nachtigall, deren „Nachtigallenschlag“ es schon in verschiedenste Werke der Literatur geschafft hat. „Nachtigallenschlag“ ist allerdings nur für Teile des Gesangs eine passende Bezeichnung: Mit bis zu 260 unterschiedlichen Strophentypen ist dieser nämlich sehr vielfältig. Im Allgemeinen setzt er sich aus 2-4 Sekunden langen Phrasen zusammen, die mit gleichmäßigen Pausen dazwischen über einen längeren Zeitraum hinweg aneinandergereiht werden. Typischerweise bestehen diese Phrasen aus Kaskaden wehmütiger Pfiffe oder schnalzender Laute, sowie Trillern, Knarren und Tonleiterübungen. Besonders wohl fühlt sich die Nachtigall in Auwäldern mit reichlichem Unterholz. Zwar will sie nämlich gehört, ungern aber nur gesehen werden.

Beobachtungstipp

An einigen der naturbelassenen Ufer des Bodensees haben Sie gute Chancen die Nachtigall zu hören. Ganz besonders schön ist ein Spaziergang an der Mündung der Stockacher Aach auf unserem dort eingerichteten Infopfad Bodenseeufer Bodman-Ludwigshafen.

Kuckuckjunges wird von Teichrohrsänger gefüttert - Foto: NABU/D. Kjaer

Nachtigall - Foto: NABU/T. Dove

An der Mündung der Stockacher Aach - Foto: NABU/S. Schwab



Horstbau der Schwarzmilane - ich bau ein Schloss für Dich - und für mich

Kaum sind die Schwarzmilane aus ihrem Winterquartier im südlichen Spanien oder Afrika zurückgekehrt, fangen sie fleißig an zu balzen und an ihrem Horst zu bauen.

 

Die großen dunklen Vögel mit dem nur leicht gegabelten Schwanz sind Gewohnheitstiere. Herr und Frau Schwarzmilan halten sich nicht unbedingt gegenseitig die Treue, sondern vielmehr ihrem Nistplatz und kehren im Frühling jedes Jahr wieder dorthin zurück. Natürlich muss der Horst nach dem langen Winter wieder auf Vordermann gebracht werden und auch die starken Stürme im Februar haben einigen Schaden angerichtet. So kann man Anfang April manchen Schwarzmilan mit einem Stöckchen im Schnabel beobachten – die Männchen legen sich dabei mehr ins Zeug als die Weibchen, die sich weniger am Horstbau beteiligen. Auch die Balz ist in vollem Gange – durch laute Rufe und gemeinsames Paarfliegen festigt sich die Bindung.

Schwarzmilane sind überwiegend Aasfresser, die sich von toten Tieren, bevorzugt Fisch, aber auch von Abfällen ernähren.

 

Im Wollmatinger Ried fühlt sich die Art aufgrund seiner Lage am Bodenseeufer sehr wohl – die Nähe zu den Entsorgungsbetrieben Konstanz dürfte allerdings auch eine kleine Rolle spielen. Im vergangenen Jahr brüteten im Wollmatinger Ried mindestens 9 Paare.

Schwarzmilane sind im Flug am leicht gegabelten Schwanz zu erkennen - Foto: NABU/T. Dove