Sommerferienstart in Baden-Württemberg

Ein respektvoller Umgang mit der Natur ist auch im Urlaub wichtig

Konstanz und das Wollmatinger Ried von oben. In den nächsten Wochen wird es hier und in der gesamten Region noch etwas voller werden. - Foto: H. Spiering
Konstanz und das Wollmatinger Ried von oben. In den nächsten Wochen wird es hier und in der gesamten Region noch etwas voller werden. - Foto: H. Spiering

Sommerferien - alleine das Wort riecht schon nach grenzenloser Freiheit! Lange Tage, hohe Temperaturen und das beste an der ganzen Sache – Zeit, viel Zeit! Doch dieses Jahr ist alles ein wenig anders – die Corona-Pandemie hat die meisten Urlaubspläne über den Haufen geworfen und so werden viele Deutsche ihren lang ersehnten Sommerurlaub im eigenen Land verbringen. Der Bodensee ist dafür eines der beliebtesten Ziele in Baden-Württemberg, denn hier gibt es in wunderschöner Umgebung einiges zu erleben. Pittoreske Städte, wunderbare Seepromenaden und allerlei Freizeitaktivitäten.

 

Doch es wird voll werden, sehr voll – schon seit einigen Wochen sind die Innenstädte von Konstanz und Radolfzell deutlich voller als sonst und seit Beginn der Corona-Pandemie zieht es die Menschen mehr als je zuvor raus in unsere wunderschöne Natur. Wer sich dabei an einfache Regeln hält und nicht blind auf der Suche nach DEM Foto für Instagram und Co ist, der kann eigentlich nicht viel falsch machen.

Hier geben wir einen kleinen Überblick mit den wichtigsten Verhaltensregeln:

1.Psst, bitte leise!

Tiere sind in der Regel wesentlich empfindlicher gegenüber Lärm als wir Menschen - Foto: NABU/M. Zenz
Tiere sind in der Regel wesentlich empfindlicher gegenüber Lärm als wir Menschen - Foto: NABU/M. Zenz

Natur lässt sich hervorragend in Gesellschaft genießen – schließlich unterhält man sich auch unterwegs gerne mit anderen Leuten. Natürlich ist dagegen nichts einzuwenden, wichtig ist dabei nur stets ruhig zu bleiben. Und bitte lasst eure Musiklautsprecher zu Hause. Plötzlich auftretende Geräusche versetzen Tiere nämlich in Alarmbereitschaft und können zu heftigen Fluchtreaktionen führen. Außerdem beeinträchtigt Lärm die Verständigung vieler Arten, zum Beispiel für die Partnersuche oder zur Kontaktaufnahme zwischen Eltern und Jungtieren. Bitte beachtet deshalb, dass viele Vogel- und Säugetierarten  deutlich sensibler auf Lärm reagieren als Menschen.

2. Bitte nicht abseits der Wege spazieren.

In Naturschutzgebieten meist ein Muss - aber auch sonst freuen sich Tiere und Pflanzen, wenn wir Menschen uns auf Wegen aufhalten - Foto: NABU Markgröningen
In Naturschutzgebieten meist ein Muss - aber auch sonst freuen sich Tiere und Pflanzen, wenn wir Menschen uns auf Wegen aufhalten - Foto: NABU Markgröningen

Natur lädt immer zum Entdecken ein – das können auch wir nur zu genüge bezeugen! Und natürlich lässt sich am meisten an Orten entdecken, die von anderen noch unerforscht sind, sprich: Abseits öffentlicher Wege. Doch Wege nicht verlassen ist nicht ohne Grund in vielen Naturschutzgebieten, insbesondere dem Wollmatinger Ried oder der Halbinsel Mettnau, hohes Gebot. Gerade auf den charakteristischen Bodensee-Streuwiesen wachsen viele sensible Pflanzenarten, die nur zu einfach zertreten werden können und auch viele Säugetiere und Vögel sind dankbar, wenn sie abseits der Wege ein störungsarmes Gebiet zur Aufzucht ihres Nachwuchses angeboten bekommen.

3. Bitte nehmt den Müll wieder mit.

Diese Dose wird noch sehr lange brauchen, bis sie abgebaut ist - Foto: pixabay
Diese Dose wird noch sehr lange brauchen, bis sie abgebaut ist - Foto: pixabay

Unterwegs in der Natur legt man natürlich auch gerne mal eine kleine Vesperpause ein. Dass man dabei Müll produziert ist oft unumgänglich - und eigentlich auch kein großes Problem, denn für verantwortungsvolle Naturbesucher*innen ist Müll mitnehmen eine Selbstverständlichkeit. Schließlich stellt nicht nur Plastikmüll und dessen Zersetzung zu Mikroplastik für die Natur und letztendlich auch die Qualität unseres eigenen Trinkwassers eine reale Gefahr dar. Auch Glasflaschen brauchen bis zu 4000 Jahre um zu Verrotten. Und selbst der oft als bedenkenlos angesehene Biomüll benötigt seine Zeit. Während ein Apfelbutzen immerhin schon nach 2 Wochen zersetzt ist, brauchen Orangenschalen schon 2 Jahre dafür.

4. Achtung! Sommer heißt meist auch  Waldbrandgefahr!

Aus einem Funken entsteht (nicht nur) im Sommer schnell ein großer Brand - Foto:  A. Wijaya
Aus einem Funken entsteht (nicht nur) im Sommer schnell ein großer Brand - Foto: A. Wijaya

Laue Sommerabende laden zum Feuer machen und Grillen ein. Und findet sich ein entsprechend lauschiges Plätzchen nicht zu Hause, dann doch sicherlich in der Natur… Doch Vorsicht: Das Feuer ist ein Feind des Waldes! Gerade in den trockenen Sommermonaten ist die Waldbrandgefahr auch auf dem Bodanrück sehr hoch. Um den darauffolgenden verheerenden Lebensraumverlust unbedingt zu vermeiden, gilt es in Wäldern kein Feuer zu machen oder zu rauchen – wer das missachtet macht sich strafbar. Und auch Grillen in Waldnähe ist ein Tabu, der vorgeschriebene    Mindestabstand beträgt hier 100 Meter. Wir empfehlen jedoch zum Feuer machen und Grillen sich ohnehin nur auf gekennzeichnete Feuerstellen zu beschränken, um die Gefahr zu minimieren.

5. Hunde bitte anleinen

So ist es vorbildlich! - Foto: NABU/B. Maas
So ist es vorbildlich! - Foto: NABU/B. Maas

Der Hund als treuer Freund und Begleiter darf oft auch auf Unternehmungen in der Natur nicht fehlen. Große weite Wiesen laden unsere vierbeinigen Begleiter geradezu zum Herumtollen und Neugierigen erkunden ein. Selbst der besterzogenste Hund ist am Ende jedoch immer noch ein Raubtier und wird – selbst wenn nicht mal er sich als solches sieht - so wahrgenommen. Ein frei herumspringender Hund ist daher für die breite Tierwelt eine unnötige Störung und für die betroffenen Mäuse, Hasen oder Enten die Flucht in der Sommerhitze unnötig verschwendete Energie. Lasst euren Hund deshalb bitte an der Leine

6. Wildcampen ist verboten

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Campingplatz, ist eine illegale Ansammlung von Campern mitten im Naturschutzgebiet - Foto: NABU Konstanz
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Campingplatz, ist eine illegale Ansammlung von Campern mitten im Naturschutzgebiet - Foto: NABU Konstanz

Zu einem perfekten Sommer-Urlaub gehört natürlich auch ein ruhiger, gemütlicher Platz zum Übernachten. Um dem lauten Campingplatz oder der überfüllten Jugendherberge zu entkommen, sind romantische Schlafplätze in der Natur eine willkommene Alternative. Jedoch gilt hier: Wildcampen ist überall, vor allem in Naturschutzgebieten illegal und kann zur Anzeige gebracht werden. Lagerplätze in der Natur stellen für die Tierwelt eine ungewohnte Störung dar, auch in den ruhigen Nachtstunden. Deshalb nutzt bitte die ausgewiesenen Campingplätze!

7. Bitte keine Drohnen über Naturschutzgebieten

Ein ganzer Trupp von Kolbenenten ist auf der Flucht - Foto: NABU/S. Werner
Ein ganzer Trupp von Kolbenenten ist auf der Flucht - Foto: NABU/S. Werner

Mit Drohnen entstehen oft tolle Bilder und Videos, das steht fest. Doch der Einsatz der „fliegenden Kameras“ ist nicht ganz unproblematisch. Vögel können nicht einschätzen, ob es sich bei diesen „unbekannten Flugobjekten“ um harmlose Kameras oder einen gefährlichen Fressfeind handelt und reagieren panisch. Gerade am Bodensee, der im Sommer vielen Entenvögeln in der Zeit des Gefiederwechsels als Ruheplatz dient, kann ein einziger Drohnenflug Auswirkungen auf tausende Vögel haben. Fernab von Naturschutzgebieten oder großen Vogelansammlungen ist der Einsatz von Drohnen weniger problematisch – nehmt also bitte Rücksicht auf die Vogelwelt!

8. Achtung beim Wassersport - Sommerzeit ist Mauserzeit

Für uns Menschen mag dies idyllisch aussehen - die Blässhühner stehen unter Stress und beginnen ihre Flucht - Foto: NABU/ R. Wick
Für uns Menschen mag dies idyllisch aussehen - die Blässhühner stehen unter Stress und beginnen ihre Flucht - Foto: NABU/ R. Wick

In der Vogelwelt ist der Sommer die Zeit des Gefiederwechsels – Enten, Schwäne und Taucher verlieren hierbei alle Schwungfedern zur gleichen Zeit. Somit sind sie für die Dauer von drei – sechs Wochen flugunfähig und besonders auf störungsfreie Bereiche angewiesen. Diese Bereiche finden sich vor allem in den Flachwasserzonen der Naturschutzgebiete am Bodensee. Von der Seeseite aus sind diese Zonen gekennzeichnet durch rot-weiß-rote Bojen mit einem grün-weißen Naturschutzschild darauf. Bitte haltet euch bei euren wassersportlichen Aktivitäten an unsere Schutzgebietsgrenzen. Um die Vögel auch außerhalb der Naturschutzgebiete zu schonen, gibt es noch ein paar weitere Verhaltensregeln:

 

a. Haltet einen Mindestabstand zur Schilfkante von 25 m

 

b. Nehmt euren Hund nicht mit ins Boot oder aufs Stand-Up-Board

 

c. Haltet, wo möglich, Abstand zu ruhenden Wasservogel-Gruppen – schon bei knapp 1.000 m reagieren manche Arten empfindlich und flüchten

 

d. Haltet Abstand zu brütenden Wasservögeln oder Wasservogel-Familien mit kleinen Küken – der zusätzliche Stress durch zu dicht fahrende Wassersportler*innen bedeutet für die Wasservögel eine Zusatz-Anstrengung in dieser ohnehin fordernden Zeit der Jungenaufzucht