Mit dem Winter haben sich nun auch die Singschwäne und die großen Trupps von Tauchenten als typische Wintergäste des Bodensees verabschiedet. Stattdessen wächst die Freude über die Ankunft der ersten ziehenden Frühlingsboten: In einzelnen Gebüschen lasst der Zilpzalp seinen namensgebenden Gesang ertönen und auch die ersten Mönchsgrasmücken werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und wer entdeckt die erste Rauchschwalbe am Himmel?
Seit dem 01. März ist es "offiziell" - der Frühling hat begonnen. Zumindest aus meteorologischer Sicht. Denn das ist der meteorologische Frühlingsanfang. Passend dazu waren
unsere Freiwilligen bereits zum ersten Mal in diesem Jahr beim Pflanzenzählen. Gezählt wurden die Märzenbecher im Naturschutzgebiet Bodenseeufer Gaienhofen-Horn-Gundholzen. Im dortigen Auwald
fühlt sich der kleine Frühlingsbote so richtig wohl.
Der Märzenbecher (Leucojum vernum) ist eine Pflanzenart in der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Ihrer Blütezeit und der Form der Blüten wegen nannte man sie Märzenbecher. Weitere
Namen sind: Frühlings-Knotenblume, Märzbecher, Märzglöckchen oder Großes Schneeglöckchen.
Märzenbecher sind erkennbar an ihren charakteristischen glockenförmigen Blüten, die leicht überhängen und einen süßlichen Duft verströmen. Die einzelnen Blüten setzen sich jeweils aus sechs
nahezu gleich langen, weißen Blütenblättern zusammen. Diese besitzen leicht verdickt auslaufende Spitzen mit einer grüngelben Punktzeichnung. Im Inneren der Blüte sind die orangen Staubgefäße zu
sehen. Die Blätter der Zwiebelpflanze sind linealförmig.
Leider bildet der Märzenbecher nur noch sehr selten größere Bestände, weshalb er auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft wird. Ursachen für die Gefährdung sind in erster Linie Eingriffe in
den Lebensraum der Pflanze zu sehen. Umwandlung naturnaher Wälder oder auch die Entwässerung und Wiederaufforstung von Moorflächen. Aber auch Wildverbiss und Sammler tragen zur Bestandsminderung
bei.
In wenigen Tagen zeigen die Auwälder rund um den Bodensee ihre ersten Farben. Frühblüher, wie Buschwindröschen und Schlüsselblume öffnen bald ihre Blüten und malen weiße und gelbe Farbtupfer auf den Waldboden. Auch in der „oberen Etage“ ist einiges los: Die Spechte beginnen bereits sehr früh im Jahr mit ihrer Balz und an schönen Frühlingstagen schallen das Trommeln des Buntspechts und das „Glück-glück-glück“ des Grünspechts durch die Wälder und über die Lichtungen. Mit etwas Glück lassen sich in den Wäldern der Bodenseeregion sechs Spechtarten (Buntspecht, Kleinspecht, Mittelspecht, Grünspecht, Grauspecht und Schwarzspecht) vernehmen und beobachten.
Der Rückzug der Kraniche in ihre Brutgebiete gilt in vielen Gebieten als das erste Anklopfen des Frühlings.
Die bekannteste Zugroute führt die Vögel von ihren Überwinterungsgebieten in der spanischen Extremadura über Frankreich und durch das deutsche Rheintal in ihre Brutgebiete zurück. Seit einigen Jahren jedoch ziehen kleine Trupps von Kranichen auch über den Bodensee gen Norden. Die ziehenden Formationen sind weithin durch ihr charakteristisches „Gru-gru“ hörbar. Rastende Trupps können mit etwas Glück früh morgens in den Riedwiesen beobachtet werden, wo die Vögel zum Schutz vor Füchsen oder anderen Fressfeinden im seichten Wasser übernachten.
Früher schwärmten viele Leute vom blauen Band am Bodensee. Gemeint waren damit die zahlreichen Vorkommen des heute extrem selten gewordenen Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri).
Im Frühjahr überzieht diese zierliche, in Polstern wachsende Vergissmeinnicht-Art wie ein blaues Band ganze Uferpartien. Im Spätsommer - nach dem Rückgang des Wassers - blüht die Art ein zweites mal, allerdings weniger üppig
Das Bodensee-Vergissmeinnicht gehört zu der so genannten Strandschmielengesellschaft, einer hochgradig gefährdeten Pflanzengesellschaft, die zu den so genannten Strandrasen gezählt werden. Typische Vertreter sind der Ufer-Hahnenfuß und die namensgebende Strandschmiele.
Nur wenigen Menschen bekannt, zählt diese Pflanzengesellschaft zu den größten botanischen Kostbarkeiten am Bodensee. Durch ihren niedrigen Wuchs, die Bildung von Ausläufern und die Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung sind sie optimal an ein Leben im Überschwemmungsbereich des Sees angepasst. Sie überstehen selbst eine alljährliche sechsmonatige Überflutung, ohne Schaden zu nehmen.
Eine mäßige Trittbelastung vertragen diese Pflanzenarten, intensiver Badebetrieb oder das Ausufern von wilden Grillplätzen am Bodensee
beeinträchtigen die Strandrasen zunehmend.
Wer sich diese faszinierende Pflanzengesellschaft einmal aus nächster Nähe ansehen möchte, hat folgende Möglichkeiten:
- Strandrasen-Pfad am Strandbad Hörnle in Konstanz: durch die AG Bodenseeufer (AGBU) eingerichtet
- Wuchsort am Kiesufer des Campingplatz Hegne